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Ich will abnehmen, oder doch nicht? - Der innere Saboteur

Aktualisiert: 20. Sept. 2020


der innere Saboteur

Sind wir ehrlich: Wir wissen alle, wie abnehmen geht. Auch wünschen wir es uns sehnlichst, schlank zu sein. Also, warum kriegen wir es nicht hin? Und wenn, dann nur für kurze Zeit?

Kennst du dieses Gefühl, dass ein Teil von dir abnehmen will und ein anderer nicht? Dass du irgendwie zwiegespalten bist? Als ob du besessen bist von einer dunklen Macht, die immer wieder Besitz von dir ergreift, gegen die du wehrlos bist? In dir herrscht ein zerreissender Kampf zwischen dir und dieser Macht, und er macht dich müde. Egal, was du versuchst, du gewinnst nie. Je müder und hoffnungsloser du wirst, je grösser die Scham und die Verzweiflung, desto mehr musst du essen. Ein Teufelskreis ohne Ausgang...so scheint es.

Wer oder was ist nun dieser sabotierende Teil in uns, der sich gegen die gewünschte Veränderung sträubt und es sich zur Aufgabe gemacht hat, uns dick zu behalten? Und macht es nicht Sinn, den anzuschauen, wenn er uns doch scheinbar so viele Probleme macht und uns im Weg steht?

Die Antwort ist natürlich "Ja, es macht Sinn" und ist sogar sehr entscheidend dafür, dass du es schaffst, das Übergewicht abzulegen.

Ich habe meine Essstörung überwunden, und obwohl Essen immer noch einen grossen Stellenwert hat - wie könnte es anders sein nach über 20 Jahren Binge Eating? - bin ich im langersehnten Frieden damit. Das Übergewicht ist allerdings noch da, weil es einen Zweck erfüllt und weil dieser Teil, der es noch braucht (ich nenne ihn Ralph) immer noch seinen Job ernst nimmt und mich dick behält.

Ralph hatte vor langer Zeit die Aufgabe übernommen, mich zu schützen, mir beim Abgrenzen und Nein sagen zu helfen, mir die fehlende Aufmerksamkeit zu verschaffen...durch Übergewicht. Ralph hat seinen Job sehr gut gemacht.

Nun, es ist an der Zeit, Ralph eine neue Aufgabe zu geben. Einfach feuern kann ich ihn nicht, er wird nicht einfach weggehen. Ich habe mittlerweile gelernt Nein zu sagen, meinen Raum einzunehmen, mich abzugrenzen und mir selbst Aufmerksamkeit zu geben (na ja, es ist "work in progress"). Ralph und das Übergewicht haben ausgedient, ich brauche sie nicht mehr.

Wie der Teenager im Bild reagiert Ralph auf Befehle und den erhobenen Zeigefinger mit Rebellion (Fressanfällen?) - so wie die meisten von uns. Ich kann ihm also weder Vorschriften machen, noch ihm befehlen, zu verschwinden. Druck erzeugt immer Gegendruck. Deshalb funktionieren Diäten auch nicht bei Binge Eatern (Siehe Online-Workshop I)

Dass das Übergewicht gehen kann, muss Ralph anderweitig beschäftigt werden, also braucht er einen neuen Job.

Ich hab ihm also bestätigt, wie sehr ich ihn und seine unermüdliche Arbeit mich zu schützen schätze und hab ihn befördert, ihm ein neues Eckbüro gegeben und einen neuen Stellenbeschrieb. Nach anfänglichem Protest hat er dann akzeptiert.

Solange das Gewicht noch seinen guten Zweck erfüllt, dir auf irgendeiner Ebene noch dient, ist es schwierig bis unmöglich abzunehmen. Die, denen es trotzdem gelingt - durch eine OP vielleicht - fühlen sich dann sehr verletzlich, schutzlos, verloren, haben nicht selten starken Essdruck/Fressanfälle und nehmen sogar wieder zu.

Also es lohnt sich, mit dem Teil in dir, der dick bleiben will, Kontakt aufzunehmen. Ihn zu fragen, was denn seine Motivation ist und was er mit dem Gewicht erreichen will.

Solange du "deinen" Ralph nicht an Bord holst, so dass er MIT dir STATT gegen dich arbeitet, ist eine Veränderung und Friede mit Körper und Essen schwierig.

Falls du Fragen hast, bin ich gerne für dich da, und freue mich über deine Nachricht.

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