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Leben Dicke länger?

Aktualisiert: 11. März 2023

"Übergewicht ist ungesund!" hören wir immer wieder. Doch stimmt das wirklich?


Welches Gewicht ist das Gesündeste? Musst du wirklich dringend abnehmen?


Die wenigsten Dicken sind gerne und freiwillig füllig.

Es ist kein Spaß, Extra-Gewicht herumzutragen, nicht in jeden Gartenstuhl zu passen und beim Zehennägel schneiden fast ohnmächtig zu werden. Ich weiß das; ich bin selber adipös.

Wie oft hören wir Pummeligen, wie ungesund zu viel Gewicht doch sei und dass wir dringend abnehmen sollten, was wir ja noch zu gerne würden, wenn wir könnten.

Doch ist Mehrgewicht wirklich so ungesund, wie viele behaupten?


Lass uns dem hier auf den Grund gehen und schauen, was die Wissenschaft sagt:

Mythos: Dicke sind undiszipliniert und willensschwach

Immer wieder lese ich Kommentare in den Sozialen Medien von Profilen mit einem Kermit dem Frosch Profilbild: "warum nimmst du nicht endlich ab?"


Das ist eine komplexe Frage, deren Antwort Kermit wohl nicht wirklich interessiert.


Von anderen hören wir den überaus wertvollen Tipp: iss halt weniger und bewege dich mehr!


Denken sie denn, wir wüssten nicht, wie abnehmen geht? Oder würden es nicht schon lange tun, wenn es so einfach wäre? Wisst ihr, wie oft wir schon abgenommen haben, nur um wieder zuzunehmen?

Ich habe in meinem Leben zusammengezählt schon 110 Kilo abgenommen, das muss mir erst einmal einer nachmachen!


Nein, wir sind nicht einfach nur disziplinlos oder willensschwach, wie viele glauben!


Dr. Achim Peters schreibt in seinem Buch "Mythos Übergewicht":

"Dicke Kinder und Erwachsene haben nämlich deutlich mehr kognitive Kontrolle (Beherrschung) über ihr Essverhalten als alle anderen."


Denn, wie oft am Tag sagst du zu einer Versuchung "nein"? Manchmal gehen wir im Büro 100 mal am Süßigkeiten-Teller vorbei und bleiben stark. Wenn wir dann das 101. Mal schwach werden, denken wir, wir sind willensschwach.


(Du möchtest deine Esssucht an der Ursache auflösen? Jetzt für den Mini-Kurs "Frieden mit Körper und Essen" anmelden: hier klicken)


Erhöhtes Körpergewicht ist immer ein Zeichen von Stress!

Dr. Achim Peters hat in seiner "Selfish Brain"-Studie herausgefunden, dass das Gehirn von dicken Menschen sich bei chronischem Stress schützt, indem es die Cortisol-Ausschüttung drosselt. Cortisol lässt uns schneller altern und hat auch sonst viele negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit.

"Gewichtszunahme ist kein Ausdruck von Krankheit. Es ist die erfolgreichste Strategie des menschlichen Organismus, mit Stress umzugehen," schreibt er in seinem Buch.

Cortisols Aufgabe ist unter anderem, das gestresste Gehirn mit Energie aus Fett-Reserven zu versorgen.

In der Regel benötigt es ca. 60% der zirkulierenden Blutglukose. Bei großen Belastungen wie Streit, Prüfungen, Krise, Diät, Job, Sorgen etc. bis zu 90%!

Beim Typ A Menschen ist der Cortisol-Spiegel bei Dauerstress konstant erhöht - er bleibt bei Stress schlank, nimmt evtl. eher ab und bei Langzeitbelastung bekommt er einen Cortisol-Bauch.

Da bei dem Typ B Menschen diese Cortisol-Antwort kleiner ausfällt aus Selbstschutz, steigt aber dafür dessen Appetit, um das Gehirn ausreichend mit Energie zu versorgen.

"Stress ist nicht eine Ursache für Gewichtszunahme, sondern DIE Ursache."

- Dr. Achim Peters, "Mythos Übergewicht"

Was noch mehr Stress auslöst sind Diät-Gedanken und der Druck, abnehmen zu müssen. Darum machen uns Diäten auf Dauer nur noch dicker.

"Wer einen dicken Menschen dünner machen will, um seine Gesundheit zu fördern, wird genau das Gegenteil bewirken." - Dr. Achim Peters "Mythos Übergewicht"

Solange wir also chronisch gestresst sind, kann sich auch unser Gewicht nicht reduzieren, erst recht nicht durch eine Diät oder sonstige Esskontrolle, da diese wieder Stress auslösen. Nahrungsentzug ist einer der größten Stressoren für den Körper!

"Alle Diäten sind zum Scheitern verurteilt. Und schuld daran ist nicht der Mensch, schuld ist immer die Diät!" - Dr. Achim Peters, "Mythos Übergewicht"

Kennst du einige dieser Symptome?

  • Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit

  • erhöhtes Risiko von Depressionen

  • beschleunigter Alterungsprozess des Hautgewebes

  • Muskelschwund, Muskelschwäche

  • Knochenabbau (Frakturrisiko, Rückenschmerzen)

  • Störung der Sexualfunktion

  • Leistungsabbau des Gehirns (Gedächtnisschwäche, Schwindel, Müdigkeit)

  • starke Hungergefühle, Heißhungerattacken

  • erhöhte Neigung zum Gebrauch von Stimulanzien (Nikotin, Alkohol, Drogen etc.)

  • nach Absetzen des Präparats schnelle Gewichtszunahme (Rückkehr zum vorherigen Gewicht + X Kg)

So beschreibt Dr. Achim Peters die Nebenwirkungen von Diät.


Statt den Fehler bei der Diät zu suchen, geben wir uns dann oft selbst die Schuld, dass wir schon wieder einen Fressanfall hatten, depressiv sind etc.

Mythos: Übergewicht ist ungesund

"Es ist nicht möglich, die Auswirkungen vom Dicksein auf die Gesundheit zu messen. Es gibt keine solchen klinischen Studien, denn die wären unethisch." - Dr. Traci Mann, "Secrets from the eating lab"

Dicke Menschen haben gesundheitliche Probleme, ja, nur ist die Ursache dafür nicht das Gewicht (Ausnahmen siehe unten), sondern die damit verbundenen Stressfaktoren, wie:

  • Druck, abnehmen zu müssen

  • Diäten

  • Nahrungsentzug

  • Esskontrolle

  • Diskriminierung

  • Selbstkritik

  • Kritik von anderen

  • Scham, Schuld, Hoffnungslosigkeit

  • Jo-Jo-Effekt/Gewichtsschwankungen

  • Einsamkeit

  • Armut

  • Arbeitslosigkeit

  • Arbeitsstress


DIESE Stressoren machen uns krank, nicht das Gewicht selbst.

Diät und Diskriminierung sind also mitverantwortlich, dass wir Dicken krank sind.


“Ärzte und Familienmitglieder sind die häufigsten Urheber von Gewichtsdiskriminierung.” - Puhl R M, Brownell K D (1)


“Ausgerechnet dort, wo wir uns Verständnis und Hilfe erhoffen, sind die Vorurteile besonders groß - im Gesundheitswesen,” schreibt Dr. Peters


Und ja, das ist auch meine Erfahrung, leider. Ich glaube nicht, dass ich heute adipös wäre, würde ich nicht schon seit jungen Jahren hören, dass ich zu dick bin und halt jetzt diesen Mahlzeitenersatz-Shake trinken oder das Abendessen auslassen soll.


Aber hast du gewusst? Dickere Menschen erholen sich besser und schneller, nach einem Herzinfarkt, Schlaganfall etc. als gestresste Schlanke.

Ein entspannter, fitter Übergewichtiger ist gesünder und lebt länger, als ein gestresster Schlanker, der sich wenig bewegt.

Das Gewicht alleine sagt also nichts über die Gesundheit eines Menschen aus!


Wenn Diäten und der Druck abnehmen zu müssen, Stress auslösen und Stress hungrig und krank macht, wäre es dann nicht besser, wenn wir uns einfach darauf konzentrieren würden, fit und glücklich zu sein, als um jeden Preis Schlankheit zu erreichen?


Hier die einzigen messbaren und nachgewiesenen Risiken von Übergewicht:

  • Schlafapnoe

  • Gelenkverschleiß/Arthrose

  • ein paar Krebsarten

Natürlich wollen wir keine dieser Krankheiten, aber verglichen mit den Risiken von Dauerstress, dem ewigen Kampf mit dem Essen, dem Jo-Jo-Effekt und dem Selbsthass, scheinen sie doch eher klein.


Der Lebensstil ist viel entscheidender, als das Gewicht!


Ein gesunder Lebensstil beinhaltet in dieser Studie 4 Dinge:


1) Ausreichend Gemüse in der Ernährung

2) regelässige, moderate Bewegung

3) Nicht rauchen

4) moderater Alkoholkonsum


Die nachfolgende Graphik zeigt das relative Sterbe-Risiko von Normalgewichtigen, Übergewichtigen und Adipösen. 0 bedeutet, die Person hält gar keine der gesunden Maßnahmen ein. 4 bedeutet, die Person hält alle vier Attribute eines gesunden Lebensstils ein.


Ein fettleibiger Mensch, der sich gesund ernährt, moderat bewegt (nicht zwingend Sport), nicht raucht und wenig Alkohol trinkt, lebt länger als ein Normalgewichtiger, der das nicht tut und gleichlang, wie einer, der auch einen gesunden Lebensstil führt.


Der Fokus sollte also auf Lebensstil-Veränderung sein, nicht auf abnehmen!




Ja, aber ich will abnehmen!


Das ist verständlich.


Leidest du aber an Esssucht, Binge Eating oder emotionalem Essen, dass ist Esskontrolle und Diät nicht die Lösung; sie werden die Essstörung nur verschlimmern.


Jede Form von Esskontrolle verschlimmert die Essstörung!


Was also ist die Lösung zu einem leichteren Körper? Die Antwort liegt in der Psyche und unserem Gehirn: die Antwort ist Liebe, nicht Diät!


Der Setpoint unseres Gewichts ist direkt an den emotionalen Sepoint geknüpft. Das heißt, je besser es uns emotional geht, desto eher wird das Gehirn den Gewichts-Setpoint senken. Abnehmen passiert dann automatisch.


Damit unser Gehirn bereit ist, Gewicht loszulassen, können wir an folgenden Punkten arbeiten:

  • Selbstakzeptanz

  • Selbstfürsorge

  • Stressoren ausschalten

  • Achtsamkeit steigern

  • Bedürfnisse erfüllen

  • Intuitiv und ohne Verbote und Verzicht essen (keine Regeln draus machen!)

  • Glaubenssätze überschreiben

  • Das Gehirn von Stress auf Glück programmieren



Nur so können wir unseren Körper optimal unterstützen darin, SEIN Wohlfühlgewicht zu erreichen.

Wo das liegt, entscheidet er, nicht wir.



Du möchtest frei vom Esszwang sein und deinen Gewichts-Setpoint nach unten verschieben?





Quelle: “Mythos Übergewicht”, Dr. Achim Peters, btb Verlag



1) Puhl R M, Brownell K D. Confronting and coping with weith stigma:Obesity (Silver Spring) 2006; (14): 1802-1815




















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